Zugegeben: Mein Ekel vor Insekten ist nicht so stark ausgeprägt wie bei anderen Personen in meinem Umfeld. Das macht die Sache für mich natürlich etwas einfacher. Grillen, Heuschrecken, Ameisen, Maden und Mehlwürmer erfordern keine besonders große Überwindung – schließlich esse ich ja auch Muscheln und pule Gambas, was nicht minder ekelhaft ist wenn man sich das mal genau überlegt. Also bin ich nicht sonderlich aufgeregt, als ich den Raum betrete, in dem wir gleich mit Insekten kochen werden. Es gibt nicht viele Kochschulen in Deutschland, die einen Insektenkochkurs anbieten, so dass ich bis nach Heidelberg gefahren bin.
In Barbaras Kochschule stehe ich nun und schaue mich um – wie sehen die Leute aus, die einen Insektenkochkurs besuchen? Die meisten sind wie vermutet Anfang dreißig bis Anfang vierzig, drei Mädels sind Mitte 20. Wie sich später herausstellt sind sie die einzigen, für die es eine Mutprobe ist. Alle anderen sind aus privatem oder geschäftlichem Interesse hier.
Geröstete Mehlwürmer, Schwarzkäferlarven und Grillen als Snack
Der Koch stellt sich vor und hat bereits ein paar kleine Snacks vorbereitet – alle greifen ohne zu zögern beherzt zu, obwohl die meisten von ihnen auch noch nie Insekten gegessen haben. Wird wohl auch an der speziellen Situation liegen, denke ich mir. Zu Hause hätte man vielleicht eher mal kurz gezögert. Ich probiere geröstete Mehlwürmer, frittierte Grillen und Schwarzkäferlarven. Zu Letzteren gibt es eine spannende Geschichte – bis vor einiger Zeit wurden sie verwendet, um Käse ein bestimmtes Aroma zu geben. Tatsächlich schmecken sie wie Ziegenkäse. Wirklich faszinierend!
Während wir probieren, erzählt uns der Koch, wo wir Insekten bestellen können, wie sie zubereitet werden und warum 200 Gramm für 20 Personen reichen. Das liegt am hohen Eiweißgehalt der Insekten und wahrscheinlich daran, dass wir Geschmack und Konsistenz nicht gewohnt und dessen schnell überdrüssig sind. Zum Schluss ist tatsächlich noch fast ein Viertel übrig.
Eine frittierte Schabe zu essen kostet wirklich Überwindung
Vor dem 4-Gänge Menü gibt es mein Highlight des ganzen Abends: Nach den vorbereiteten Snacks frittieren wir Bienenlarven und Schaben. Ja richtig, Schaben. Kakerlaken. Widerliche Dinger. DAS ist definitiv eine Herausforderung für mich. Schon alleine die Vorstellung, auf den Chitin Panzer zu beißen gruselt mich. Aber schlimmer noch sind die kleinen Beine mit Widerhaken – isst man die ohne Quatsch mit? Echt? Oh man. Ich hole mir ein Glas Wasser und stehe mit den drei Mädels im Kreis, keine traut sich. Die meisten anderen Teilnehmer haben auch die Schaben völlig schmerzfrei gegessen. Ich nehme meinen gesamten Mut zusammen und schiebe mir das Ding in den Mund. Es ist nicht so schlimm wie erwartet, es ist aber auch nicht lecker. Ein Bein verfängt sich zwischen meinen Zähnen, das ist echt widerlich. Ich kann die Schabe auch nicht runterschlucken, fühle mich wie im Dschungelcamp. Zum Glück darf ich Wasser dazu trinken, bringt aber auch nicht viel. Nach gefühlt 10 Minuten habe ich es geschafft – puh. Das war richtig hart und ich werde es wohl nie wieder tun.
Das 4-Gänge Menü
Im weiteren Verlauf werden normale Gerichte gekocht und die Insekten, darunter Heimchen, Heuschrecken, Mehlwürmer, Schwarzkäferlarven, Bienenlarven und Schaben, darüber gestreut – entweder gebraten oder frittiert. Es gibt Flammkuchen, Spaghetti mit Sahnesoße und Chinesisches Gemüse mit Reis. Alles getoppt mit Insekten. Zum Dessert gibt es in Schokolade getauchte Heuschrecken mit Kokoseis. Das Essen ist gut, und die Insekten geben ihm noch einen interessanten exotischen Touch.
Fazit Barbaras Insektenkochkurs oder würde ich Insekten noch einmal essen
Das Essen war eine tolle Erfahrung, ich konnte den Geschmack und die Zubereitungsart verschiedener Insekten kennen lernen und hatte viel Spaß. Und seien wir mal ehrlich – den Insektenkochkurs macht man ja hauptsächlich, um mal Insekten zu probieren. Und davon hatten wir reichlich.
Unseren Ekel können wir definitiv in manchen Fällen überwinden, dennoch hat jeder Mensch eine bestimmte Grenze, die er nicht überschreiten kann. Eine Spinne würde ich zum Beispiel nur essen, wenn mein Leben davon abhängen würde. Für manche gilt das schon für Heuschrecken. Schaben gehören auch nicht unbedingt zu den Tieren, auf denen ich noch einmal herumkauen möchte, aber es würde irgendwie gehen. Die Heimchen und die Heuschrecken sind zwar vom Geschmack her etwas milder, lassen sich deshalb aber gut in Gerichte integrieren oder als kleines Highlight in einem Menü verwenden. Was mir wirklich extrem gut geschmeckt hat sind die Schwarzkäferlarven, die Mehlwürmer und die Bienenlarven. Diese würde ich jederzeit wieder essen und auch Snacks damit zubereiten. Zudem ist die Überwindung nicht so groß, sie zu essen.
Aus Insekten kann man auch sogenanntes „Insektenmehl“ herstellen und es sogar fertig kaufen. Ich denke, dass das die größte Zukunft in westlichen Kulturen hat, denn man sieht das Tier nicht und das Mehl kann in vielen Gerichten verarbeitet werden. Es liefert wichtige Proteine und schmeckt gut. Verwendet man nur wenig davon, merkt man kaum, dass welches drin ist.
Auf dem Heimweg beschließe ich, Insektenmehl zu bestellen und ein paar Rezepte auszuprobieren. Und meine Freunde beim nächsten Filmabend mit gerösteten Mehlwürmern zu überraschen.
Hier kannst du den Insektenkochkurs in Barbaras Kochschule buchen
Insekten-Kochkurs Heidelberg (über mydays)
Wenn Du aufgeschlossen, mutig und interessiert bist an unbekannten kulinarischen Köstlichkeiten bist Du beim Insekten-Kochkurs in Schwetzingen bestens aufgehoben!
Weitere Kochkurse in deiner Nähe
Weitere Kochkurse mit Insekten findest du in Übersicht aktueller Insektenkochkurse.
Hast du Lust auf das Kochen mit Insekten bekommen?
Ich zeige dir, wo du Insekten bestellen kannst, gebe dir praktische Hinweise zum Einkauf und Zubereitung und habe natürlich auch ein paar leckere Rezepte kreiert, die du ganz einfach nachkochen kannst.