Kurz und knapp vorneweg – die Angst, dass die durch die EU Verordnung neu zugelassenen Insekten einfach unserem Essen beigemischt werden, ohne dass wir das mitbekommen, ist völlig unbegründet. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens sind Insekten sehr teuer. Welcher Hersteller würde freiwillig billige Inhaltsstoffe wie Mehl oder Nüsse durch Insekten ersetzen, ohne den Preis für das Produkt zu erhöhen und mit den Insekten im Essen zu werben? Das wäre völlig unwirtschaftlich. Zweitens könnten die neu zugelassenen Insekten bei denjenigen, die gegen Schalen- und Krustentiere sowie Hausstaubmilben allergisch sind, ebenfalls eine allergische Reaktion auslösen. Welcher Hersteller würde eine Klage riskieren, indem er die Insekten wissentlich vor dem Kunden „versteckt“? Drittens würdet ihr sofort herausschmecken , dass Insekten im Produkt verarbeitet sind, denn Insekten haben einen ganz speziellen Geschmack. Wieso sollte der Hersteller riskieren, dass ihr euch von ihm betrogen fühlt und seine Produkte nie wieder kauft? Auch das wäre völlig unlogisch.
Warum Hersteller die neu zugelassenen Insekten definitiv nicht in ihren Produkten verstecken werden
Ihr seht also, es ist absolut unbegründet zu befürchten, dass ihr versehentlich Insekten esst! Hier nochmal die Gründe in ausführlicher Form.
Grund Nummer 1 – Insekten sind teuer!
Wie schon gesagt, Insekten sind sehr teuer, warum also sollte ein Hersteller sie in seinen Produkten einsetzen, ohne das speziell auf dem Produkt zu bewerben und den Preis zu erhöhen?
Hier eine einfache Rechnung (basierend auf Verkaufspreisen an Endkunden):
1 kg Mehl kostet unter 1€
1 kg Insektenmehl kostet 50€
Ersetzt ihr 10% des Mehls in eurem Brot durch Insektenmehl, kostet es plötzlich knapp 6€ anstatt knapp 1€.
Natürlich sind die Einkaufspreise für Hersteller ganz anders, aber von der Relation dürfte es sich in einem ähnlichen Rahmen bewegen. Ihr seht also – wenn der Hersteller Insektenmehl in sein Brot mischt, muss er den Preis für sein Brot stark erhöhen. Warum sollte er das tun, wenn er dadurch nicht mehr wettbewerbsfähig ist und der Kunde das Brot eines anderen Herstellers kauft? Er wird nur dann Insektenmehl beimischen, wenn er will, dass das Brot genau wegen dem Anteil an Insektenmehl gekauft werden soll, denn dann kann er auch den höheren Preis verlangen.
Sollten also irgendwann einmal wieder Insektenprodukte im Supermarkt auftauchen, werden sie zu Beginn höchstwahrscheinlich eher bei den speziellen und teuren Lebensmitteln stehen, und nicht neben den Standard Produkten.
Grund Nummer 2 – Insekten können eine allergische Reaktion auslösen
Es wäre wirklich grob fahrlässig, Insekten im Essen zu verstecken, da sie eine allergische Reaktion auslösen können. Seid ihr nämlich gegen Schalen- und Krustentiere oder gegen Hausstaubmilben allergisch, könntet ihr auch auf Insekten allergisch reagieren. Welcher Hersteller würde riskieren, dass seine Produkte eine möglicherweise schwere allergische Reaktion auslösen, weil die Person nicht wusste, was im Produkt steckt? Und da sich kaum jemand die Inhaltsstoffe auf der Rückseite der Produkte durchliest, ist es logisch, dass es bereits in der Produktbeschreibung auf der Vorderseite der Verpackung ersichtlich sein muss, dass Insekten enthalten sind, um Unfälle auszuschließen.
Grund Nummer 3 – Ihr würdet die Insekten schmecken
Insekten schmecken nicht nach Mehl, und auch nicht nach Zucker oder nach irgendeinem anderen Lebensmittel, dass ihr kennt. Sie schmecken zwar zum Teil nussig, wirklich mit Nüssen verwechseln könnt ihr sie aber nicht. Definitiv nicht. Warum sollte ein Hersteller also Insektenmehl in seinen Produkten verstecken, wenn ihr es sofort schmecken und seine Produkte nie wieder kaufen würdet? Das wäre absolut unlogisch.
Fazit
Ihr seht also, ihr braucht euch wirklich keine Sorgen zu machen, dass ihr versehentlich ein Produkt mit den neu zugelassenen Insekten kauft. Für die Hersteller wäre das völlig unwirtschaftlich, normale Zutaten durch Insekten zu ersetzen, da sie viel zu teuer sind. Sie zu verstecken wäre wegen der Gefahr einer allergischen Reaktion grob fahrlässig, kein Hersteller würde das riskieren. Und ihr würdet sofort herausschmecken, dass Insekten im Produkt enthalten sind, und die Produkte des Herstellers wahrscheinlich boykottieren – und zwar seine gesamte Produktpalette. Kein Hersteller kann sich das erlauben.
Zum Abschluss – Insekten im Essen gibt es schon lange
Da auch dieses Thema momentan heftig diskutiert wird, widme ich ihm einen kleinen Abschnitt. Ja es stimmt, Insektenbestandteile stecken schon sehr lange in unseren Lebensmitteln. Manche, weil es von der Industrie so gewollt ist, und manche, weil man es nicht verhindern kann.
Das wohl berühmteste Beispiel für den zielgerichteten Einsatz von Insekten in Lebensmitteln ist der rote Farbstoff Karmin, der aus der roten Schildlaus extrahiert wird und sich sowohl in Gummibärchen als auch in M&Ms befindet.
Unvermeidbar ist, dass sich ein bestimmter Prozentsatz an Insekten in Kaffee, Schokolade und anderen Lebensmitteln befindet. Das ist durch Ernte, Lagerung und Produktion zu erklären. Der Prozentsatz ist natürlich extrem gering, aber dennoch vorhanden.
Ein kleiner Trost für alle, die sich jetzt ganz furchtbar ekeln – der „unfreiwillige“ Anteil an Insekten in bestimmten Lebensmitteln ist wirklich verschwindend gering. Der rote Farbstoff Karmin ist zwar aus der Schildlaus extrahiert, aber es ist eben nur der Farbstoff, nicht das Insekt selbst, was ihr da esst. Und unsere Großeltern haben früher garantiert eine Menge Insekten zu sich genommen, ohne es zu merken. Denn früher lebten im Obst und Gemüse gerne noch viele Maden, Würmer und andere kleine Insekten. Wer hat schon jede Kirsche geöffnet oder alle Äpfel und Erdbeeren zerpflügt um nachzusehen, ob da ein Wurm drin ist oder nicht? Meine Oma ist jetzt fast 90, geschadet hat es also nicht. 🙂
Und falls ihr jetzt doch neugierig geworden seid, könnt ihr euch auf meinen Infoseiten oder in meinem Blog über das Thema Insekten essen informieren oder einfach mal Insektenmehl kaufen und ausprobieren. Insektenmehl findet ihr unter anderem bei Snack Insects, CatchYourBug oder Amazon .