Grund Nummer 1: Nährstoffe und Gesundheit
Insekten sind sehr gesund und enthalten qualitativ hochwertige Nährstoffe und Proteine. Zu Insektenmehl verarbeitet könnt ihr sie vielen Gerichten, Smoothies oder Snacks beifügen. Wenn ihr beim Kauf der Insekten auf die Herkunft achtet und sie richtig zubereitet, ist es völlig ungefährlich, sie zu essen. Sie eignen sich für viele Ernährungsformen und sind eine gute Proteinquelle für sportlich Aktive.
Nährstoffe
Insekten enthalten neben qualitativ hochwertigem Protein, essentiellen Aminosäuren, ungesättigten Fettsäuren und Ballaststoffen auch zahlreiche, für den Körper wichtige Mikronährstoffe und Vitamine – darunter Eisen, Magnesium, Zink, Selen und Biotin. Zusammensetzung und Dichte der Nährstoffe schwanken dabei je nach Art, Ernährung und Entwicklungsstadium der Insekten.
Aufgrund des hohen Gehalts an Protein und essentiellen Aminosäuren gelten sie als gute Fleisch- oder Fischalternative. Bezogen auf die Trockenmasse liegt der Proteingehalt der Insekten bei durchschnittlich 35 bis 61 Prozent, Grillen kommen sogar auf bis zu 77 Prozent.
Haben Insekten das Potential zum neuen Superfood?
Für den Begriff „Superfood“ gibt es keine verbindliche Definition, aber es gibt Aussagen darüber, was ein Lebensmittel enthalten sollte, um als Superfood bezeichnet werden zu können. Neben einer Vielfalt an Nährstoffen mit positiver Wirkung auf die Gesundheit sollte ein Superfood eine hohe Nährstoffdichte aufweisen, schadstofffrei und natürlichen Ursprungs sein. Im besten Fall sollte ein Superfood zudem eine antioxidative Wirkung haben.
Leider wurde von dem eigentlich für Marketingzwecke benutzte Begriff in den letzten Jahren inflationär Gebrauch gemacht, zum Teil auch für Lebensmittel mit künstlich zugesetzten Vitaminen und Mikronährstoffen. Deshalb, und auch weil vorwiegend exotische und sehr teure Superfoods vertrieben werden, stehen viele dem Begriff kritisch gegenüber. Zu Recht, denn es gibt auch bei uns zahlreiche Lebensmittel, die gesund und günstig zu haben sind. Dazu zählen unter anderem Leinsamen, Sanddorn, Knoblauch, Brennnessel oder Löwenzahn.
Es müssen aber nicht immer Pflanzen sein. Leber beispielsweise enthält so viele wichtige Nährstoffe, dass sie durchaus auch als Superfood bezeichnet werden kann. Genauso verhält es sich mit Insekten, die mit ihrem hohen Proteingehalt, der Vielzahl an Mikronährstoffen und den essentiellen Aminosäuren wichtige Nährstoffe in hoher Konzentration liefern. Das Potential zum Superfood ist also vorhanden – ob man es als Superfood bezeichnen will bleibt jedem selbst überlassen.
Für wen ist das Essen von Insekten geeignet?
Insekten können zu einer ausgewogenen und vollwertigen Ernährung beitragen. Ihr Verzehr ist vereinbar mit diversen Ernährungsformen, darunter auch die Low Carb oder die Paleo Ernährung. Für sportlich Aktive sind Insekten ideal – sie enthalten qualitativ hochwertiges Protein, Vitamin B12 und Ballaststoffe, jedoch wenig Kohlehydrate und somit auch wenig Zucker.
Insekten zu essen könnte auch für diejenigen von euch interessant sein, die Fleisch aufgrund der miserablen Aufzuchtbedingungen und des damit einhergehenden Tierleidens ablehnen. Nach aktuellem Kenntnisstand empfinden Insekten nämlich keinen Schmerz, da sie nicht über die dafür notwendigen Schmerzrezeptoren verfügen. Zudem entspricht die Aufzucht in einer Kolonie von tausenden Insekten auf engem Raum ihren natürlichen Lebensbedingungen. Am Ende ihres natürlichen Lebenszyklus werden sie dann schonend eingefroren. Stunden bevor sie erfrieren schlafen sie durch die Kälte ein. Für Vegetarier und Veganer, die das Töten von Lebewesen generell ablehnen, kommen Insekten selbstverständlich nicht in Frage.
Insekten gehören wie Krebse zu den Gliederfüßlern. Deshalb wird vermutet, dass Personen, die auf Schalentiere allergisch sind, bei einigen Insektenarten ebenfalls eine allergische Reaktion zeigen können. Habt ihr also eine Allergie gegen Schalentiere, solltet ihr euch je nach Ausprägung gar nicht oder nur sehr vorsichtig an Insekten herantasten. Auch wer gegen Hausstaubmilben allergisch ist, könnte eine Allergie gegen Insekten haben und sollte sehr vorsichtig sein.
Ist es unbedeklich, Insekten zu essen?
Ihr fragt euch bestimmt, ob es nicht vielleicht bedenklich ist, Insekten zu essen. Haben sie Krankheiten oder können sie Krankheiten übertragen? Immerhin werden sie, wie Meeresfrüchte auch, inklusive aller Organe verzehrt.
Zunächst solltet ihr wissen, welche Insekten ihr essen dürft. Manche von ihnen, darunter der Marienkäfer, sind giftig und sollten auf keinen Fall auf eurem Teller landen. Sammelt ihr essbare Insekten in der Natur, darf die Umgebung nicht mit Pestiziden oder anderen Umweltgiften verpestet sein. Da ihr das aber nie mit 100%-iger Sicherheit wissen könnt, rate ich euch dringend davon ab. Zuchtbetriebe für Insekten hingegen unterliegen den gleichen Hygiene Standards wie Zuchtbetriebe für Säugetiere, so dass ihr speziell für den Menschen gezüchtete Insekten bedenkenlos essen könnt. Das Risiko zoonotischer Infektionen, also die Übertragung von Krankheiten vom Tier auf den Menschen, ist im Vergleich zu Nutztieren sogar geringer.
Auf die Herkunft der Insekten solltet ihr immer achten, auch wenn ihr Produkte im Internet bestellt. Kauft ihr Insekten im Zoofachhandel, fragt den Händler vorher, woher die Insekten kommen, mit was sie gefüttert worden sind und ob ihr sie essen könnt. Um das gesundheitliche Risiko auf ein Minimum zu reduzieren, solltet ihr Insekten durch Kochen, Frittieren, Rösten oder Backen erhitzen oder sie durch Trocknen, Salzen oder Räuchern konservieren.
Achtet ihr also auf die Herkunft der Insekten und bereitet sie richtig zu, ist deren Verzehr unbedenklich. Nur wenn ihr gegen Schalentiere oder Hausstaubmilben allergisch seid, solltet ihr euch vorsichtig an Insekten herantasten.
Grund Nummer 2: Nachhaltigkeit
Mit dem Essen von Insekten tut ihr nicht nur eurer Gesundheit etwas Gutes, sondern tragt ganz nebenbei auch dazu bei, unsere Umwelt zu schonen. Verglichen mit der Viehzucht verursacht die Aufzucht von Insekten nämlich viel weniger Treibhausgasemissionen und verbraucht weniger wertvolle Ressourcen wie Futtermittel oder Wasser. Darüber hinaus nimmt die Insektenzucht viel weniger Landfläche in Anspruch.
Insekten haben eine höhere Futterverwertungseffizienz
Da Insekten Kaltblüter sind, haben sie eine sehr hohe Futterverwertungseffizienz. Das bedeutet, dass sie im Vergleich zu Warmblütern wenig Energie für die körpereigenen Funktionen benötigen. Aus diesem Grund können sie aus der gleichen Menge Nahrung viel mehr Energie in Körpermasse umwandeln als Warmblüter wie Hühner, Schweine oder Rinder. Diese brauchen für die Herstellung von 1kg Körpermasse im Durchschnitt etwa 6kg Futter, Insekten nur etwa 2kg. Ein weiterer Vorteil: Die verwertbare Masse, also der durch den Menschen essbare Anteil, ist bei Insekten viel höher als bei Nutztieren.
Rinder beispielsweise gehören aufgrund ihres hohen Futtermittelbedarfs und des geringen Anteils der verwertbaren Masse zu den ineffizientesten Nutztieren. Ein Rind mit einem Gewicht von 650 kg benötigt 6500 kg Futter. Der verwertbare Anteil liegt jedoch nur bei 40%. Das bedeutet, dass ganze 25 kg Futter benötigt werden, um 1 kg für den Menschen verwertbare Masse zu erhalten.
Für 1 kg Grillen werden nur 1,7 kg Futter benötigt, der verwertbare Anteil liegt bei 80%. Somit werden für 1 kg verwertbare Masse nur etwa 2,2 kg Futter benötigt – das sind weniger als 10 % dessen, was 1 kg Rindfleisch benötigt!
Insekten haben einen geringeren Wasserbedarf
Auch, was den Wasserverbrauch angeht, sind Insekten viel genügsamer. Je kg Körpermasse brauchen Hühner 2300 Liter, Schweine 3500 Liter und Rinder etwa 20.000 Liter virtuelles Wasser. Virtuelles Wasser beinhaltet den reinen Wasserbedarf der Tiere, den Bedarf für die Erzeugung, Lagerung und Transport des Futters und den Bedarf für den Aufzuchtbetrieb – kurzum den gesamten Wasserbedarf der Erzeugung.
Für Insekten gibt es noch keine hinreichenden Studien, man geht jedoch von einem sehr viel geringeren Bedarf aus. Denn Insekten beziehen den Großteil des Wassers aus der Nahrung, benötigen viel weniger Futter und sind weitaus hitze- und dürreresistenter als Nutztiere. In Regionen, in denen nicht ausreichend Wasser für die Viehzucht zur Verfügung steht, ist die Insektenzucht demnach eine echte Alternative.
Auswirkungen auf regionale Ökosysteme und unser Klima
Bereits heute werden 70% aller Ackerflächen weltweit für die Viehzucht und die Erzeugung von Futtermitteln benötigt. Da Anbauflächen knapp sind, wird Futter größtenteils aus Ländern wie Südamerika importiert. Dort weichen immer mehr Tropenwälder dem Anbau mit Monokulturen wie Sojabohnen oder Mais, wodurch regionale Ökosysteme nachhaltig zerstört werden. Der Lebensraum vieler Tiere, Insekten und Pflanzen verschwindet, die Biodiversität sinkt. Schädlinge wie Insekten, Bakterien und Viren, die sich von den angebauten Monokulturpflanzen ernähren, können sich ungehindert verbreiten. Zu ihrer Bekämpfung werden Pestizide eingesetzt, die die Umwelt und die dort lebenden Menschen belasten. Das Klima verändert sich, da die Wälder zur Regulierung der Treibhausgase verschwunden sind. Nicht zuletzt zieht die Zerstörung regionaler Ökosysteme Veränderungen des globalen Klimas nach sich – wir alle sind davon betroffen.
Neben dem hohen Bedarf an wichtigen Ressourcen ist die Viehzucht für die Entstehung mehrerer klimaverändernder Treibhausgase verantwortlich. Etwa 18 % aller CO2-äquivalenten Treibhausgasemissionen können der Viehzucht zugeordnet werden – das ist mehr als im gesamten Transportsektor. Neben CO2 (Kohlenstoffdioxid) entstehen auch Methan und Distickstoffmonoxid, die einen noch größeren Effekt auf die Klimaerwärmung haben als das CO2. Die Ausscheidungen der Nutztiere führen zu einer hohen Belastung mit Ammoniak und zu einer Kontaminierung des Grundwassers mit Toxinen, Nährstoffen und Krankheitserregern.
Die Insektenzucht dagegen ist viel umweltschonender: Sie verbraucht weniger Ressourcen wie Energie, Wasser und Futter und benötigt weniger Fläche als die Viehzucht – sowohl für die Herstellung von Futtermitteln als auch für die Aufzucht der Tiere. Es werden viel weniger Treibhausgase freigesetzt, und die Ausscheidungen der Insekten führen zu einer vergleichsweise geringen Belastung mit Ammoniak.
Grund Nummer 3: Ethische und soziale Aspekte
Unser Umweltbewusstsein hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Waren es früher reine Umweltthemen, die uns zu nachhaltigem Handeln veranlasst haben, spielen heute auch soziale und ethische Aspekte eine große Rolle. Wir achten verstärkt darauf, ob die Herstellung unserer Produkte unter sozialen Bedingungen erfolgt und den Menschen eine gute Lebensgrundlage ermöglicht. Die artgerechte Haltung der Tiere ist uns wichtig und wir wollen Verantwortung für unsere Umwelt und für nachfolgende Generationen übernehmen.
Ethische Aspekte der Tierhaltung
Die Schattenseiten der Nutztierhaltung sind uns allen bekannt – von miserablen Aufzuchtbedingungen in der Massenproduktion und Skandalen bei der Tötung der Tiere bis hin zu schlechten Futtermitteln, die über das Fleisch auch in unseren Körper gelangen. Nicht wenige entscheiden sich deshalb für teureres Fleisch aus guten Betrieben oder sogar für den kompletten Verzicht auf Fleisch.
Die Insektenzucht hingegen ist weitestgehend unproblematisch. Die Aufzuchtbedingungen in den Insektenfarmen entsprechen dem natürlichen Lebensraum der Tiere. Gezüchtete Arten haben eine kurze Lebensdauer und werden erst am Ende ihres Lebenszyklus schonend eingefroren. Nach heutigem Kenntnisstand empfinden Insekten zudem noch nicht einmal Schmerzen, denn ihnen fehlen die dazu notwendigen Rezeptoren.
Verantwortung für unsere Umwelt und nachfolgende Generationen
Wir tragen nicht nur eine große Verantwortung für die Tiere, sondern auch für unsere Umwelt. Heute werden bereits 70% aller Ackerflächen weltweit für die Viehzucht und die notwendigen Futtermittel benötigt. Aufgrund des Bevölkerungswachstums wird sich der Bedarf an tierischem Eiweiß bis 2050 verdoppeln, der Bedarf an erforderlicher Ackerfläche somit weiter steigen. Die Umweltbelastungen mit klimaverändernden Treibhausgasen und Ammoniak sind enorm, die Ressourceneffizienz hingegen viel zu niedrig. Die Fleischproduktion ist also nicht effektiv und nachhaltig genug, um den hohen Proteinbedarf zukünftiger Generationen decken zu können.
Insekten hingegen benötigen nur einen Bruchteil an Ressourcen wie Fläche, Wasser und Futter und verursachen weitaus weniger Treibhausgasemissionen. Der Gehalt an Proteinen und Nährstoffen ist sehr hoch, zudem kann der Körper aus 100 Gramm tierischem Protein bis zu 85 bis 90 Gramm körpereigenes Protein herstellen. Insekten können also einen wichtigen Beitrag zur globalen Nahrungssicherung beitragen und dabei wichtige Ressourcen unseres Planeten schonen.
Beitrag von Insekten zur Sicherung des Lebensunterhalts
Die Aufzucht und der Vertrieb von Insekten eröffnet neue Chancen für viele Unternehmer – auch in Schwellen- und Entwicklungsländern. Gerade in Regionen mit wenig Wasser könnte die Zucht von Insekten eine gute Alternative zu Fleisch oder Fisch sein. In besonders armen Regionen der Erde können Insekten der Nahrungssicherung dienen und zu einer wichtigen Einnahmequelle werden. Dabei können sie entweder in der Natur gesammelt oder sogar kultiviert werden. Da ihre Aufzucht relativ einfach ist und weder technische Kenntnisse noch hohen Investitionen erfordert, kann der Verkauf von Insekten gerade für sehr arme Menschen zur Sicherung des Lebensunterhalts beitragen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Insekten essen habe ich euch unter Insekten FAQ zusammengetragen.
Titelbild-Quelle: „Daniel Nimmervoll – stock.adobe.com“